Balogh: Der Lebensweg von Herta Müller bis zum Nobelpreis

Im Rahmen der “Woche der deutschsprachigen Kultur” am Germanistischen Institut der Budapester Eötvös-Lorand-Universität (ELTE) wurde im November 2011 eine neue Monographie über die donauschwäbische Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller vorgestellt. Verfasser ist Dr. Andras F. Balogh (ELTE), gehalten ist das 138 Seiten umfassende neue Werk des Germanisten in ungarischer Sprache. Übersetzt ins Deutsche lautet der Titel “Der Lebensweg von Herta Müller bis zum Nobelpreis”.

Die Verleihung des Literaturnobelpreises stellt für die Banater Schriftstellerin allerdings noch längst keinen Endpunkt dar. So wurde Herta Müller erst kürzlich am 23. Oktober 2011 eine weitere Ehrung zuteil. Gemeinsam mit dem polnischen Autor Wieslaw Mysliwski wurde ihr in Thorn der Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis 2011 – dotiert mit jeweils 5000 Euro - zugesprochen. Die Auszeichnung wird von den Partnerstädten Göttingen und Thorn vergeben und soll Autoren ehren, deren Wort Ideale und Werte schafft, die Menschen, Gesellschaften und Nationen zum gemeinsamen Gespräch führen. Sprachforscher Samuel Bogumil Linde, der 1771 in Thorn geboren wurde und 1847 in Warschau verstarb, gilt als Begründer des ersten Wörterbuches polnischer Sprache.

Einmal mehr ergriff Herta Müller dann am 14. November 2011 öffentlich Partei für vom Kommunismus verfolgte kritische Intellektuelle. Die in Nitzkydorf geborene Donauschwäbin hielt die Laudatio auf den chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu, der für sein Buch “Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen” mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet wurde.

Wenige Tage nach der Bekanntgabe der Verleihung des Literaturnobelpreises an Herta Müller hatte diese am 15. Oktober 2009 in einem Interview mit Zeit-Online erklärt: “Der kommunistische Terror wurde lange nicht wahrgenommen. Die Schikanen, die man als Westdeutscher auf der Transitstrecke oder am Bahnhof Friedrichstraße hätte ertragen müssen, hat man sich lieber erspart und fuhr in die andere Richtung, ins Offene, nach Frankreich oder Italien etwa, wo man was erleben konnte.” Ferner gab Herta Müller in diesem Gespräch zu Protokoll: “Es freut mich, dass die Behandlung meines Themas belohnt wird, bei dem es immer um Diktatur geht, um das planmäßige Zerstören des Einzelnen, der in der totalitären Gesellschaft überhaupt nichts zählt. Es freut mich für die Freunde, die Opfer des Terrors wurden, und das sind nicht wenige.”

Die bibliographischen Daten der neuen Monographie:
Andras F. Balogh: Herta Müller útja a Nobel-díjig. Kismonográfia. [Der Lebensweg von Herta Müller bis zum Nobelpreis]
Budapest: Littera Nova 2011 (= Magister Könyvek 8). 138 Seiten.

Mehr über den Verfasser unter:
http://www.germanistenverzeichnis.phil.uni-erlangen.de/institutslisten/files/hu/00000_hu/12_hu.html

Mehr über Herta Müller auf unserer Internetseite im “Archiv” unter:
Nobelpreis für Literatur an Donauschwäbin!

2012-01-28