“Versöhnung bedeutet Verständnis für die Leiden des Anderen”

Serbischer und kroatischer Präsident gedenken kroatischen Opfern

“Ich bin hier, mich vor den Opfern verbeugend, um noch einmal die Worte der Entschuldigung auszusprechen, mein Bedauern auszudrücken und eine neue Möglichkeit für Serbien und Kroatien zu schaffen, eine neue Seite in der Geschichte aufzuschlagen.” sagte am 4. November 2010 Serbiens Präsident Boris Tadić zu den Opfern von Vukovar.
Am 18. November 1991 griffen serbische Truppen die kroatische Grenzstadt Vukovar an und besetzten die Stadt. Ungefähr 200 Personen wurden aus dem Krankenhaus auf das Landgut Ovcara transportiert und dort von serbischen Soldaten brutal umgebracht. Seither gilt Ovcara neben Srebrenica als trauriges Synonym für die Brutalitäten im Jugoslawienkrieg der 1990er Jahre. Kroatiens Präsident Ivo Josipović sprach von einer “Politik des Friedens” und meinte gegenüber den ausländischen Journalisten: “Versöhnung bedeutet Verständnis für die Leiden des Anderen.”

Für Rudolf Reimann, Bundesvorsitzender der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft (DAG) in Österreich, gilt dieser Grundsatz auch für die Leiden der Donauschwaben, die ab Herbst 1944 von den kommunistischen Tito-Partisanen massenweise ermordet wurden. Dem Tito-Terror fielen bis zur Auflösung der jugoslawischen Konzentrationslager 1947/48 über 64.000 Donauschwaben zum Opfer. Über 200.000 wurden vertrieben und auf Grundlage der AVNOJ-Gesetze enteignet. “Verbrechen wie in Vukovar ereigneten sich ab dem Herbst 1944 auch in donauschwäbischen Orten”, erinnert Reimann, der die Ortschaft Filipova als Beispiel anführt: “Dort wurden am 25. November 1944 von der Krajiska-Partisanenbrigade 212 Donauschwaben auf offenem Feld ermordet. Zuvor mussten sie sich noch das eigene Grab ausschaufeln.” Ähnliche Massaker an der donauschwäbischen Zivilbevölkerung gab es u.a. auch in Hodschag/Odžaci (181 Opfer), Homolitz/Omoljica (173 Opfer), Kubin (173 Opfer), Kikinda (136 Opfer) und Pantschowa/Pancevo (222 Opfer).

“Wenn Kroatiens Präsident über Vukovar als Symbol für das Unrecht und Leiden von 1991 spricht, so sprechen wir Donauschwaben über Filipova, Hodschag und andere Orte als Symbol für die Verbrechen, die an uns Donauschwaben begangen wurden”, erklärt Reimann, der sich abschließend vom serbischen Präsidenten Boris Tadić eine Entschuldigung erwartet: “Wir Donauschwaben begrüßen den Schritt, den Präsident Tadić in Vukovar gesetzt hat. Die vertriebenen Donauschwaben erwarten sich ähnliche Worte vom serbischen Präsidenten, nachdem sich der ungarische Präsident László Sólyom bereits vor Jahren bei den Donauschwaben entschuldigt hatte und das kroatische Parlament in einer Erklärung die Verbrechen des Kommunismus auf ehemals jugoslawischen Boden verurteilt. Es ist Zeit, dass jetzt auch Serbien ein solches Zeichen den Donauschwaben gegenüber setzt.”

2010-11-12