Silbernes Ehrenzeichen für DI Jovica Stevic

Der österreichische Außenminister Dr. Michael Spindelegger hat auf Vorschlag der Donauschwaben aus Österreich Herrn DI Jovica Stevic das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen. Die Übergabe erfolgte am 22. Januar 2010 in der österreichischen Botschaft in Belgrad.

Es ist eine sichtbare Anerkennung des österreichischen Staates für das unermüdliche Bemühen eines jüngeren Serben aus Mitrowitz um geschichtliche Aufarbeitung der Verbrechen an der Zivilbevölkerung am Balkan. Gleichzeitig ist es eine Geste der Versöhnung zwischen den Volksgruppen und den Ländern Serbien - Österreich.

Am 20. September 2008 wurde in Sremska Mitrovica ein Gedenkkreuz enthüllt; dazu Jovica Stevic: “Mit dieser Gedenkstätte wird der großen Ungerechtigkeit, die unseren unschuldig umgekommenen Mitbürgern, Freunden und Nachbarn deutscher Nationaliät angetan wurde, gedacht. Die Errichtung des Gedenkkreuzes ist für die im Lager Svilara umgekommenen ca. 2000 Donauschwaben - insgesamt waren es ca. 60.000 - ein bedeutender Tag für diese Stadt und das Land.”
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Dem österreichischen Staat - an der Spitze Hr. Dr. Spindelegger - Herrn DI Stevic und den vielen Personen, die sich für den Frieden und die Versöhnung in Europa einsetzen, sei herzlich gedankt.

Ein weiterer Dank geht an DI Josef Bürgermeister, Konsulent Josef Frach und DI Helmut Frisch für die Unterstützung meines Ansuchens um diese Auszeichnung. Josef Wagner, wohnhaft in Östereich, geboren in Ruma, einer der Überlebenden das Konzentrationslagers Gakova

Einen Vortrag von Jovica Stevic, wieso er begann, sich mit der Geschichte der Donauschwaben in seiner Heimat zu beschäftigen, können sie hier nachlesen: Vortrag von Jovica Stevic

Fotos und Rede des österreichischen Botschafters Clemens Koja anlässlich der Verleihung

Sehr geehrter Herr Diplomingenieur Jovica Stevic,
sehr geehrte Damen und Herren,

eine Ordensverleihung ist zweifellos eine der angenehmsten und erfreulichsten Aufgaben eines Botschafters. Denn bei dieser Aufgabe muss er nicht selbst vermittelnd aktiv werden, sondern darf jemanden auszeichnen, der sich in Eigeninitiative für die Völkerverständigung zwischen dem Gastland und Österreich eingesetzt hat.

Der Grund für die heutige Ordensverleihung ist dabei aus meiner Sicht besonders bemerkenswert. Denn auch heute noch, 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kommt es nicht allzu oft vor, dass sich jemand mit den Schattenseiten der eigenen Geschichte auseinander setzt. Herr Stevic hat sich initiativ mit der Geschichte und der Vertreibung seiner früheren deutschsprachigen Mitbürger, der Donauschwaben, am Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigt. Viele Jahrzehnte war dieser Teil der jugoslawischen Geschichte kein Thema. Die Kollektivschuldtheorie des kommunistischen Jugoslawiens diente lange Zeit als bequeme Ausrede für das Leid, das die deutschen Bewohner Jugoslawiens erfahren mussten. Und so begann im Laufe der Jahre, “Gras über die Sache” zu wachsen. Gras wuchs auch im wahrsten Sinne des Wortes über die Massengräber der zwischen 1945 und 1947 in Internierungslagern umgekommenen Donauschwaben.

Herrn Stevic ist es zu verdanken, dass in Mitrowitz bzw. Sremska Mitrovica das Gras nicht dauerhaft die dunklen Seiten der Geschichte zudeckte. Als Präsident des Fußballklubs “Radnički” begann er 1997, die Geschichte des eigenen Vereins, der von deutschen Mitbürgern gegründet worden war, zu erforschen. Als bei Rasenverbesserungsarbeiten am Fußballplatz Menschenknochen gefunden wurden, begann er, der Sache nachzugehen und entdeckte dabei die Geschichte des gleich neben dem Fußballplatz gelegenen Internierungslagers namens “Svilara”. In diesem Lager wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs und danach arbeitsunfähige deutschsprachige Mitbürger, die durch die AVNOJ-Beschlüsse Besitz und staatsbürgerliche Rechte verloren hatten, eingesperrt. Rund 2000 davon verloren zwischen 1945 und 1947 ihr Leben.

Jovica Stevic und Botschafter Clemens Koja
Jovica Stevic und Botschafter Clemens Koja

Meine Damen und Herren,

was den Umgang mit der eigenen Geschichte betrifft, gibt es ein treffendes Zitat des österreichischen Schriftstellers Jean Améry: “Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht ‚auf sich beruhen lassen’, weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwärtigkeit werden könnte.”

Gerade in Österreich wissen wir, wie schwierig es manchmal sein kann, sich den Schattenseiten der eigenen Geschichte zu stellen. Es dauerte viele Jahrzehnte, bis Österreich offiziell eingestand, dass die kollektive Opfertheorie nicht haltbar ist und dass sehr wohl auch viele Österreicher in den schrecklichen Jahren des Zweiten Weltkriegs Schuld auf sich geladen haben. Das Aufarbeiten der Geschichte kann aber nicht von außen aufgezwungen werden. Auch in Österreich musste jahrzehntelange Bewusstseinsarbeit geleistet werden, mussten viele Historiker intensive Aufklärungsarbeit leisten, bis ein differenziertes Bild der eigenen Vergangenheit gewonnen werden konnte.

In vielen Ländern Europas, gerade in jenen Ländern, wo der Kommunismus jahrzehntelang ein ideologisches Bild der Vergangenheit propagierte, steht man in dieser Hinsicht erst am Anfang. Es freut mich aber sehr zu sehen, dass in Serbien hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs ein kritischer Dialog geführt wird. Dieser Dialog ist nicht nur aus historischen Gründen notwendig. Er ist notwendig, weil er auch Auswirkungen für die Gegenwart hat, für den Umgang mit den ehemaligen Mitbürgern, aber auch für den Umgang mit den heutigen deutschsprachigen Bewohnern Serbiens. Die serbische Regierung hat bereits 2005 grundsätzlich ihre Bereitschaft erklärt, zumindest alle nach dem 9. März 1945 enteigneten Mitbürger zu entschädigen – egal ob es sich um heutige Serben oder um Ausländer handelt. Seit Oktober letzten Jahres gibt es ein Minderheitenrätegesetz, das auch der deutschen Volksgruppe den Minderheitenstatus mit breiten Befugnissen zuerkennt. Und nicht zuletzt gibt es auch ein Denkmal, das an die Leiden der Donauschwaben erinnert, nämlich jenes Denkmal, das auf Ihre Initiative, Herr Stevic, in Mitrowitz errichtet wurde.

Für die österreichische Botschaft war es eine Ehre, an der Enthüllung dieses Denkmals im Oktober 2008 teilzunehmen. Und so konnten wir bei der Zeremonie miterleben, was diese Initiative bewirkte. Für einige Donauschwaben war die Denkmalenthüllung der Anlass, erstmals seit ihrer Vertreibung an die Stätten ihrer Kindheit zurück zu kehren. Der Umstand, dass sie hier gemeinsam mit Serben an der Enthüllung teilnahmen, half einigen von ihnen, Ängste zu überwinden. Ein Teilnehmer schrieb nach seiner Rückkehr nach Österreich, dass er anlässlich der Denkmalsenthüllung auch in seinem damaligen Elternhaus anklopfte und überwältigt war, freundlich empfangen zu werden. Einige Teilnehmer sagten uns, dass die Reise dazu beigetragen hätte, Traumata aus ihrer Kindheit zu überwinden und sich mit ihrer eigenen Geschichte, aber auch mit dem heutigen Serbien zu versöhnen.

Josef Wagner, Jovica Stevic und Botschafter Clemens Koja
Josef Wagner, Jovica Stevic und Botschafter Clemens Koja

Meine Damen und Herren,

wie wir an diesen Beispielen sehen können, ist die Errichtung von Denkmälern nicht reine Nostalgie. Denkmäler können, wie im Fall von Mitrowitz, ihren wörtlichen Sinn erfüllen und zum Denken anregen. Sie dienen dazu, sich mancher dunklen Flecken der Geschichte bewusst zu werden und zu einem ehrlicheren Umgang mit Geschichte und Gegenwart beizutragen. Und sie können in manchen Fällen, wie wir gesehen haben, auch seelische Wunden heilen. Es freut mich daher sehr, dass das Denkmal in Mitrowitz zwar eines der ersten ist, aber nicht alleine bleiben wird. Denn auch in Vrscu bzw. Werschetz hat der Stadtrat bereits die Errichtung eines Gedenkkreuzes genehmigt, und kurz vor Weihnachten erhielt ich die Einladung zur Enthüllung des Gedenkkreuzes am 12. Juni 2010. Es scheint, dass das Beispiel von Mitrowitz auch in anderen Gemeinden Wirkung zeigt.

Orden

Heute geht es aber darum, Ihnen, Herr Stevic, für Ihre Initiative, die viel zur Aussöhnung zwischen den Bürgern unserer beiden Länder beigetragen hat, die Anerkennung Österreichs auszusprechen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit zugleich auch den donauschwäbischen Vereinen und Organisationen danken, die die Errichtung des Denkmals durch ihre Spenden erst möglich gemacht haben. Dank gilt auch dem hier anwesenden Donauschwaben-Vertreter Ing. Josef Wagner aus Niederösterreich und geboren in Ruma, der den österreichischen Außenminister auf die Initiative Herrn Stevics aufmerksam machte und die Ordensverleihung anregte. Bundesminister Spindelegger hat daraufhin die Angelegenheit geprüft und im Einvernehmen mit der österreichischen Bundesregierung dem Bundespräsidenten vorgeschlagen, Herrn Stevic das Silberne Verdienstzeichen der Republik Österreich zu verleihen. Der Herr Bundespräsident hat diesen Vorschlag angenommen und mit Entschließung vom 8. Oktober 2009 Herrn Stevic das Silberne Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen.

Rede von Jovica Stevic anlässlich der Verleihung

Dankrede des Herrn Dipl.-Ing. Jovica Stevic anlässlich der Überreichung des Silbernen Verdienstzeichens der Republik Österreich am 22. Jänner 2010 in der Österreichischen Botschaft in Belgrad (Gesellschaft für serbisch-deutschte Zusammenarbeit in Syrmisch Mitrowitz ) (Sremska Mitrovica)

Liebe Freunde,

ich danke der Republik Österreich für die Verleihung dieser sichtbaren Auszeichnung. Das ist eine hohe Anerkennung für meine Tätigkeiten in der Zusammenarbeit mit den Donauschwaben. Gleichzeitig gebührt diese Auszeichnung auch meinen Freunden und Mitarbeitern in der Vojvodina, die gemeinsam mit mir bei der Gründung der neuen Serbisch-Deutsch-Österreichischen Beziehung mitgearbeitet haben. Wir alle haben uns gemeinsam dafür eingesetzt, die ganze Wahrheit über die Donauschwaben, die in diesem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien bis zum Jahre 1944 gelebt haben, aufzudecken. Dieser “Kampf” um die Wahrheit und um die Wiedergutmachung der Ungerechtigkeiten, die an den Deutschen der Vojvodina begangen wurden, dieser Kampf dauert noch an.

Für mich als einem jungen Serben ist diese seltene Auszeichnung von der Österreichischen Regierung etwas Besonderes, denn ich betrachte Österreich wie mein eigenes Vaterland. Meine Vorfahren lebten bis 1918 in Syrmien, in der Vojvodina, die ja damals ein Bestandteil der Österreich-Ungarischen Monarchie war, ein Land, das damals schon ein europäisches Land war und somit Vorläufer der heutigen Europäischen Union. Arbeit, Wertschätzung, Gerechtigkeit und Demokratie gehörten zur Lebenshaltung im Reich der Österreich-Ungarischen Monarchie. Diese großen Errungenschaften der österreichischen Kultur und die deutsche Lebensweise in der Vojvodina sind bis zum heutigen Tage noch erhalten. Auf der Grundlage dieser Prinzipien habe ich auch meine Lebenseinstellung geformt, die mir eine Hilfe waren und mich als Person vollkommen geformt haben.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Herrn Müller Andreas aus Reutlingen erwähnen, ihn grüssen und mich bei ihm als einem der aktivsten Donauschwaben auf dieser Welt, für die langjährige Zusammenarbeit und für seine Freundschaft herzlich danken. Durch ihn habe ich die Wahrheit über die Deutschen in der Vojvodina erkannt. Ich danke auch den Donauschwäbischen Verbänden in Deutschland, an der Spitze Herrn Vorsitzenden Hans Supritz aus Ulm für seine langjährige Unterstützung bei der Zusammenarbeit und bei der Verwirklichung unserer gemeinsamen Ziele. Ich danke auch dem Donauschwäbischen Verband in Österreich und Herrn Josef Frisch, Herrn Rudolf Reimann aus Wien, Herrn Anton Ellmer aus Linz und Herrn Josef Frach mit Gattin Eva Frach aus Braunau/Inn. Ich möchte besonders Herrn Josef Wagner danken und ihn grüssen, den Vorsitzenden der “Ortsgemeinschaft Ruma” in Österreich, auf dessen Initiative ich auch diese Auszeichnung erhalten habe und der eigens für diese Feier per Flugzeug angereist ist.

Ich danke der Österreichischen Botschaft in Belgrad, besonders Herrn Attache Clemens und seiner Gattin Frau Martina und der gesamten Belegschaft der Österreichischen Botschaft, die bei dieser Feier anwesend sind. Vielen Dank.

Liebe Feunde. Dragi prijatelji. Zahvaljujem se Republici Austriji na dodeli ovog značajnog odlikovanja.Ovo je veliko priznanje za moj rad u saradnji sa Podunavskim Švabama. Takođe, ovo priznanje pripada i mojim prijateljima i saradnicima u Vojvodini koji su zajedno učestvovali u izgradnji novih srpsko-austrijsko-nemačkih odnosa. Svi mi zajedno borili smo se za pravu istinu o Podunavskim Švama, koji su živeli na prostorima Jugoslavije do 1944. godine. Ta borba za istinu i ispravljanje nepravdi prema Vojvođanskim Nemcima i svim Podunvskim Švabama koji su živeli na prostorima bivše Jugoslavije traje i danas.

Meni kao mladom Srbinu, izuzetno mi je značajno ovo odlikovanje od države Austrije, jer Austriju smatram kao svoju državu. Moja porodica je živela do 1918. godine u Sremu u Vojvodini, koja je tada bila u sastavu Austro-ugarske monarhije, zemlje koja je bila savremena evropska država i preteča današnje Evropske unije. Rad, poštenje, vladavina prava i demokratije bile su odlike života u austro-ugraskoj državi. Te velike tekovine austrijske kulture i nemačkog načina života u Vojvodini su se zadržale do današnjih dana. Na osnovu tih načela formirao sam i svoja životna opredeljenja, koja su mi pomogla da se formiram kao potpuna ličnost.

Ovom prilikom želim da spomenem, pozdravim i da se zahvalim gospodinu Andreasu Mileru iz Reutlingena, jednom od najaktivnijih Podunavskih Švaba na svetu, na dugogodišnjoj saradnji i prijteljstvu, jer zahvaljujući njemu saznao sam pravu istinu o Podunvskim Švabama. Zahvaljujem se Savezu Podunsvkh Švaba Nemačke i predsedniku Hansu Supritzu iz Ulma na dugogodišnjoj pomoći i saradnji u ostvarivanju naših zajedničkih cilejva. Zahvljujem se Savezu Podunavskih Švaba Austrije i gospodi Helmutu Frišu i Rudolfu Rajmnau iz Beča, gospodinu Antonu Elneru iz Linza i gospodinu Josefu Frachu i gospođi Evi Frach iz Braunauna. Želim posebno da pozdravim i da se zahvalim gospodinu Josefu Wagneru, predsedniku mesnog udruženja Ruma u Austriji, na čiju inicijativu sam i dobio ovo odlikovanje, koji je specijalno zbog ove svečanosti doputovao avionom iz Beča.

Zahvaljujem se austrijskom amasadoru u Beogradu gospodinu Clemensu Koji i njegovoj supruzi Martina i ostalom osoblju austrijske amabasade na na ovom svečanom prijemu. Hvala lepo

Auszug aus: “Sremske nedeljne novine” (“Sonntagsblatt aus Syrmien”)

Anerkennende Auszeichnung für Jovica Stevic von der Republik Österreich

Auszeichnung für zehn Jahre Fleiß und Einsatz

Am Freitag, dem 22. Jänner wurde dem Ing. Jovica Stevic aus Sremska Mitrovica in der Residenz der Österreichischen Botschaft in Belgrad das silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich überreicht. Der österreichische Botschafter in Belgrad Clemens Koja hat in seiner Rede gesagt, dass diese Auszeichnung Jovica Stevic zukommt, weil er sich durch seine “persönliche Initiative” für die Verständigung zweier Völker total eingesetzt hat. Seine Exzellenz Dr. Koja setzte bei dieser Gelegenheit noch hinzu, das der Anlass für diese Auszeichnung sehr bedeutend ist, weil es bis heute, 65 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges nur selten vorkommt, dass sich jemand auch mit den “dunkelsten Ereignissen in der Geschichte seines Volkes befasst.” Die Rede ist hier besonders und hauptsächlich vom Schicksal der Donauschwaben aus der Vojvodina und aus Syrmien
Jovica Stevic kennen viele in Mitrowitz als ruhigen, besonnenen, aber leidenschaftlichen Fußballer. Diese Leidenschaft hat ihn im März 2000 veranlasst, Antworten auf einige sehr schwerwiegende, und unangenehme Fragen zu finden. Das hat ihn mit einem der dunkelsten Ereignisse in der Geschichte der Nachkriegszeit Jugoslawiens konfrontiert. Als er sich in jenem März entschloss, auf dem Terrain des Fußballklubs “Radnicki” persönlich bei den Erneuerungen mitzuhelfen, ahnte er nicht, dass dieser Entschluss sein Leben im hohen Masse verändern wird. Kaum hatten die Arbeiten begonnen, kamen aus dem Humus aus der Umgebung der Linie hinter dem Corner menschliche Knochen zum Vorschein. Die Arbeiten wurden sofort unterbrochen und Jovica Stevic verspürte in sich, dass er keine Ruhe finden wird, bis er erfährt, wessen Knochen das sind und wie sie an diesen Platz gekommen sind. Nach vielen Tagen voll Arbeit und Bemühungen, Nachforschungen, Gesprächen mit Bewohnern und Suchen in Archiven erfuhr er die Wahrheit. Die Fabrik, deren Areal an den Fußballplatz FK Radnicki grenzt und die man einstmals “Svilara” (Seidenfabrik) nannte, sie war von 1945 bis 1947 als Konzentrationslager eingerichtet für Deutsche, ehemalige Staatsbürger es Königreiches Jugoslawien. Die Deutschen wurden im Herbst 1944 vom Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens, genannt AVNOJ nach dem Vorwand einer Kollektivschuld für die Verbrechen der deutschen Okkupanten und als Volksverräter nicht nur vom gesamten Vermögen enteignet, sondern man nahm ihnen auch alle staatsbürgerlichen Rechte. Viele wurden sogar erschossen, ohne Gerichtsverhandlung oder irgendeinen Entscheid eines Organs hingerichtet. Sie wurden einfach weggebracht und erschossen. Die Betroffenen, die aus der Umgebung von Sremska Mitrovica verschwunden sind, nannte man Jalija. Einige Hunderttausend Donauschwaben konnten von 1944 bis 1952 diesem Terror entkommen oder wurden von der damaligen FNRJ (Föderative Volksrepublik Jugoslawien) vertrieben. Jovica Stevic hat volle zehn Jahre sorgsam alle Dokumentationen, viele Aussagen von Überlebenden und Zeugen dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesammelt. Er befasste sich Studien mäßig mit der Geschichte und mit der Kultur der Deutschen in diesen Gebieten, nahm Kontakt mit überlebenden Donauschwaben und ihren Nachkommen auf, vermittelte ihnen seine Erkenntnisse. Von ihnen wiederum gewann er neue Erkenntnisse, die ihn in seinen Nachforschungen weiter brachten. Er empfing und begleitete hunderte Donauschwaben, die aus der ganzen Welt zu ihm kamen, um ihre ehemalige Heimat zu besuchen und jene Orte wieder zu sehen, in denen sie geboren sind und in denen sie ihre Kindheit verbracht haben. Jovica teilte mit ihnen frohe Stunden, aber auch leidvolle Momente, Momente der Trauer in Erinnerung an Leiden und Vertreibung. Viele von ihnen wurden zu seinen persönlichen Freunden. Oft fuhr er nach Österreich und nach Deutschland, traf sich dort mit Donauschwaben in ihrer neuen Heimat und hat sie eingeladen nach Serbien zu kommen. Jene, die ihn etwas besser kennen, wissen, dass er unermüdlich ist und dass er alles zu erreichen versucht, was er sich selbst zur Aufgabe gestellt hat. So hat er mit seiner Arbeit und mit seinem Einsatz in Zusammenarbeit mit Familien und Freunden der Opfer sowie auch mit Anfreundungen mit vielen Donauschwaben in der ganzen Welt auf dem katholischen Friedhof in Sremska Mitrovica den Donauschwaben ein Kreuz als Denkmal an alle Opfer aus der Svilara aufgestellt. 1999 wurden dort an die 2000 sterbliche Überreste identifiziert, die in einem Massengrab rund um die Svilara, unmittelbar neben dem Sportplatz “Radnicki” gefunden wurden.
Jovica Stevic ist neben seiner Liebe zu den Donauschwaben und den Nachforschungen um Wahrheitsfindung über die Donauschwaben auch noch durch seine zahllosen Briefe, die er per Email fast täglich an hunderte Adressen in Serbien und in die ganzen Welt aussendet, so dass alle, die daran interessiert sind, ständig Informationen und neue Erkenntnisse über die Donauschwaben erhalten. Alle Besuche in Syrmien aber auch alle, Fortschritte in Serbien, was die Vergangenheit und die Kultur der Donauschwaben betrifft, werden sofort weitergeleitet.
Wenn ich das alles betrachte und die Vorschläge der Donauschwaben, die heute noch in Österreich leben, wie Josef Bürgermeister, Josef Frach, Helmut Frisch, und Josef Wagner, aber auch den Österreichischen Außenminister Michael Spindelegger und der Bundespräsident Heinz Fischer, sie alle haben dazu beigetragen, heuer dem Jovica Stevic den silbernen Orden der Republik Österreich zu verleihen.

Jovan Milevic

2010-01-17