Gegen Tito-Ehrung: Zwischenbilanz einer Kampagne

Seit einer guten Woche ist bekannt, dass der Bundesverband der Landsmannschaft der Donauschwaben und die Donauschwäbische Kulturstiftung beim Bundespräsidialamt in Berlin den Antrag stellten, dem einstigen jugoslawischen Diktator Tito die höchste bundesdeutsche Auszeichnung posthum abzuerkennen (siehe “Archiv”: Donauschwaben fordern: Wulff soll Tito Verdienstorden aberkennen. Die Reaktionen darauf waren überwältigend. Aus der ganzen Welt trafen bei der Donauschwäbischen Kulturstiftung Solidaritätsbekundungen ein. Bereits am 2. Februar berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) auf Seite 4 über den Antrag. Auf Initiative unserer Landsleute in Nordamerika entschloss sich die Kulturstiftung dazu, eine e-Mail-Kampagne mitzutragen. Wir empfehlen ein Schreiben (mit Name, Anschrift, e-Mail-Adresse) an Frau Susanne Bos-Eisolt (bundespraesidialamt@bpra.bund.de), Leiterin der Ordenskanzlei beim Bundespräsidialamt. Sie ist die für unseren Antrag zuständige Person. Als Text genügt eine kurze Solidaritätsbekundung mit folgendem Tenor:

Ich unterstütze die Landsmannschaft der Donauschwaben und die Donauschwäbische Kulturstiftung bei ihrem Antrag vom 7. Januar 2011, dem kommunistischen Diktator Tito posthum den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland abzuerkennen.

Nur wenige Stunden nach Beginn unserer Kampagne wurden aus Rumänien und Ungarn die ersten e-Mails nach Berlin gesendet. Seither gibt es einen ständigen Strom von e-Mail-Protesten ins Bundespräsidialamt. Die Donauschwaben in der ganzen Welt geben derzeit ein eindrucksvolles Bekenntnis ab. Es ist bezeichnend, dass unsere Internetseite in diesen Tagen neue Rekordzugriffszahlen verbuchen konnte. Erstaunlich viele Besuche gab es beispielsweise aus Südkorea, ja selbst in Venezuela wurde der DKS-Netzauftritt wahrgenommen. In jenen Ländern, in denen die Donauschwaben leben und lebten, sind die Zugriffe ohnehin konstant hoch.

Aus den vielen positiven Reaktionen seien an dieser Stelle nur einige wenige genannt:

Professor Dr. iur. et phil. Alfred de Zayas (amerikanischer Völkerrechtler):
“Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
als amerikanischer Völkerrechtler und ehemaliger Sekretär des UN-Menschenrechtsausschusses unterstütze ich die Landsmannschaft der Donauschwaben und die Donauschwäbische Kulturstiftung bei Ihrem Antrag vom 7. Januar 2011, dem kommunistischen Diktator Tito posthum den deutschen Verdienstorden abzuerkennen. Das Völkerrecht darf nicht nach Belieben angewandt werden. Und weder die Politik noch die Geschichte dürfen die grauenvollen Taten von Tito weiter verherrlichen.”

Peter-Dietmar Leber (Bundesgeschäftsführer, Landsmannschaft Banater Schwaben e.V.):
“Eine lobenswerte Initiative. Die eigenen Landsleute werden mobilisiert, man trägt zur Korrektur von falschen, aber öffentlich lieb gewordenen Geschichtsbildern bei. In gewissem Sinne stellt sich auch eine moralische Genugtuung ein, sollte die Initiative erfolgreich sein.”

Manfred Mayrhofer (LandesratForum):
“Der Landesrat der Ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen erlaubt sich auch, an dieser Kampagne teilzunehmen. Ich hoffe, dass uns damit Erfolg beschieden sein wird.”

Zur Pressemitteilung der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft (DAG) in Österreich vom 7. Februar 2011:

Die DAG zeigte sich früh solidarisch mit dieser Initiative und kündigte eine Überprüfung auch in Österreich an. Deren Ergebnis sei “für jeden aufrechten Demokraten erschreckend. Bereits 1965 wurde Tito mit dem höchsten Orden der Republik Österreich ausgezeichnet. Es handelt sich um das Groß-Stern Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.”
Angesichts der Verbrechen, die Tito an der altösterreichisch-deutschen Bevölkerung des ehemaligen Jugoslawien zu verantworten hat, sei diese Ehrung nicht akzeptabel. Der DAG-Vorsitzende Reimann erklärte wörtlich: “Wir fordern daher die verantwortlichen Stellen in der Republik Österreich auf, den 1965 verliehenen Verdienstorden posthum abzuerkennen.” Er rechtfertigt dies mit den Forschungsergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte, die, unter besonderer Beachtung der völkerrechtlichen Erkenntnisse von Dieter Blumenwitz, eindeutig belegten, dass Tito die Verantwortung für den Volksmord an der altösterreichischen-deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg trage. Weiter heißt es in der Stellungnahme: “Unter seinem [Titos] Befehl und unter seinem Namen kamen in den jugoslawischen Vernichtungslagern mindestens 60.000 Donauschwaben und 10.000 Deutsch-Untersteirer und Gottscheer ums Leben (…) Die Bundespräsidentschaftskanzlei ist aufgefordert zu handeln, andernfalls muss sich die Republik Österreich den Vorwurf gefallen lassen, einen Massenmörder und Kriegsverbrecher ausgezeichnet zu haben.”

2011-02-09