Vor 20 Jahren: In Deutschland unerwünscht

In der Donauschwaben-Zeitung erschien in der Ausgabe vom Februar 2011 auf Seite 1 mit dem Titel “In Deutschland unerwünscht” unten stehender Beitrag. Er setzt sich mit der Situation der Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien auseinander, als dort in den 1990er Jahren der Krieg tobte. Der Beitrag wird gekürzt wiedergegeben.

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Zwanzig Jahre werden es heuer, dass Donauschwaben – alte Menschen, Frauen und Kinder – von serbischen Freischärlern aus ihren Höfen getrieben, in Lagern zusammengesperrt, aus dem Land gejagt, misshandelt, gequält und ermordet wurden. Sie wurden zu unschuldigen Opfern des serbisch-kroatischen Krieges und der mit ihm einhergehenden “ethnischen Säuberungen”.

Und sie gehörten zu den Ärmsten unter den Opfern, denn es fand sich niemand, der für sie eintrat oder sich ihrer annahm. Mehr als fünfhundert unserer Landsleute, so zählte damals die “Gesellschaft für bedrohte Völker”, kamen ums Leben, als die serbischen Tschetniks das von ihnen eroberte Ostslawonien von allen Nichtserben “säuberten”.

Zahlreiche vertriebene Donauschwaben kämpften sich damals zu den Flüchtlingslagern im unbesetzten Kroatien und schlugen sich von dort aus nach Deutschland durch, oftmals mit nichts mehr als den Kleidern, die sie am Leib trugen. Doch anstatt solidarische Aufnahme im “Mutterland” erwartete sie Ablehnung, Missachtung, Hohn: wenn sie in Deutschland ankamen, sich bei den Behörden meldeten und als Deutschstämmige um Aufnahme baten, wurde ihnen beschieden, dass dies nicht möglich sei. Das Gesetz zur Anerkennung von Spätaussiedlern schreibe vor, dass der Anerkennungsantrag vom gemeldeten Wohnsitz in Jugoslawien aus hätte gestellt werden müssen. Und wenn die verzweifelten Menschen dann darlegten, dass dies ihnen nicht möglich gewesen sei, da sie ja über Nacht aus ihren Wohnungen vertrieben worden waren, und baten, dann doch als Asylbewerber in Deutschland aufgenommen zu werden, erklärte man ihnen, dies sei nicht möglich, Deutsche (und als solche hatten sie sich ja zu erkennen gegeben) könnten in Deutschland kein Asyl erhalten. Beispielhaft für das Schicksal dieser Menschen stand damals die Esseggerin Ella Gruber (Jahrgang 1936). Nach dreimonatiger Odyssee hatten sich ihr Mann und sie aus dem Kriegsgebiet ins südhessische Bürstadt durchgeschlagen. Nach zahlreichen Demütigungen und Beschimpfungen resignierte sie schließlich: ” … und Balingen verweigerte mir ein Dach über dem Kopf, so dass wir nun nach Osijek zurückkehren müssen, ohne zu wissen, ob wir dort noch eine Bleibe finden und was uns erwartet…”.

2011-04-02