Nobelpreis für Chemie an den Donauschwaben Stefan Hell

Es war im Jahre 2009, als Herta Müller den Nobelpreis für Literatur erhielt. Nun dürfen sich die Donauschwaben erneut über einen Nobelpreisträger freuen. An Stefan Hell geht der Nobelpreis für Chemie 2014. Kurios: Hell, der für seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der hochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie ausgezeichnet wird, ging vor seiner Ausreise aus Rumänien ein halbes Jahr in Temeswar auf das gleiche Gymnasium wie Herta Müller. “Die Landsmannschaft der Banater Schwaben gratuliert Stefan Hell herzlich zum Nobelpreis für Chemie 2014. In seiner Person hat eine weitere Aussiedlerbiografie höchste öffentliche Anerkennung erfahren”, schreibt Peter-Dietmar Leber, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, auf der Internetseite www.banater-schwaben.org.

Stefan W. Hell
Stefan W. Hell (Foto: Max-Planck-Institut)

Stefan Hell wurde am 23. Dezember 1962 in Arad im Banat geboren. Er besuchte zunächst die deutsche Schule in Sanktanna, ehe er für ein halbes Jahr am Nikolaus Lenau-Lyzeum in Temeswar sehr gut ausgebildet wurde, wie der Musterschüler im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt: “Als ich in Ludwigshafen in die neunte Klasse gekommen bin, war ich meinen Mitschülern in Physik, Biologie und Chemie ein Jahr voraus.” Nach dem Abitur studierte Hell in Heidelberg Physik und schlug nach der Promotion eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Seit zwölf Jahren ist er Direktor am Max-Planck-Institut in Göttingen. Er ist Träger zahlreicher hoher wissenschaftlicher Auszeichnungen und Preise.

Wie Leber betont, ließ Hell trotz eines äußerst intensiven Forscherlebens und vieler internationaler Verpflichtungen den Kontakt zu seiner ehemaligen Gemeinschaft nie abbrechen. “Erst vor zwei Jahren besuchte er mit seiner Frau und seinen drei Kindern das Banat, um ihnen die Stätten seiner Kindheit und Jugend zu zeigen”, berichtet der Bundesvorsitzende. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung meint Hell, man könne ihn ohne den Hintergrund der Aussiedlung, der Tatsache, dass er Banater Schwabe sei, “wahrscheinlich gar nicht verstehen”. Auf die Frage, wie es war, Ende der 1970er Jahre in Deutschland anzukommen, antwortet der Nobelpreisträger: “Es war eine Riesenbefreiung. Rumänien war ein kommunistisches Land, in dem man nicht alles sagen durfte. Und es war toll, in einem Land zu leben, in dem meine Muttersprache die Landessprache war. Bei uns zu Hause wurde schließlich Deutsch gesprochen und ich fühlte mich als Deutscher.”

Auch in Rumänien wird über Hell berichtet:
adevarul.ro

2014-10-09