Donauschwaben aus Hodschag (Hodzak) fordern Rehabilitation

Sie wurden ohne Gerichtsverfahren erschossen

Die Erschossenen waren bei keiner einzigen militärischen Organisation als Mitglieder eingetragen, sie haben sich auch nicht an Progromen oder an der Denunziation an der serbischen Minderheit während des Krieges beteiligt, sagt der Rechtsanwalt Vladimir Danilovac.

(Bericht: Slobodan Miric Odzaci)

Der Verein der Donauschwaben aus Moosburg in der Bundesrepublik Deutschland hat auf Initiative von Peter Blaha dem beauftragten Gericht in Sombor eine Forderung zur Rehabilitation seiner 182 Mitbürger vorgelegt, die am 23.Oktober 1944 am alten Weg nach Karavukovo bei Hodschag erschossen wurden. Blaha betrachtet das als Verbrechen, welches an unschuldigen Zivilisten begangen wurde.
Der Rechtsanwalt Vladimir Danilova sagt als Vertreter der getöteten Bürger, dass die erschossenen Deutschen aus Hodschag keiner militärischen Organisation angehörten und sie haben auch an keinen Progromen oder Denunziationen während des Krieges an der serbischen Minderheit oder anderen Ortsangehörigen von Hodschag teilgenommen. Danilovac fügt noch hinzu, dass sie ohne ordentliches Gerichtsverfahren verurteilt wurden.
Das Recht sieht keine kollektive Schuld vor. Bei jeder Verurteilung muss eine Einzelverschuldung bestätigt vorliegen und darum gehen wir davon aus, dass es keine Widerstände zur Rehabilitation der Erschossenen geben wird, sagt Danilovac.
Peter Blaha hat schon zu Beginn der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Hodschag verlassen und ist nach Ulm ausgesiedelt. Während der ganzen Zeit behauptete er, dass sich im Massengrab bei Hodschag sterbliche Überreste seines Vater und seines Bruders befinden.

Je älter ich wurde, umso wichtiger schien es mir, dass die Wahrheit über diese Geschehnisse offengelegt werden, um für meinen Vater und meinen Bruder ein zufriedenstellendes Begräbnis zu erwirken, damit sie als unschuldige Opfer ihren Frieden finden – sagt Blaha.

Der ehemalige Bewohner von Hodschag sagt, er ist sich dessen bewusst, dass manche Anhänger des nazistischen Regimes von Hitler schreckliche Verbrechen begangen haben und dass ihretwegen mehrere Millionen Menschen zugrunde gingen.

Hinrichtungen, Vertreibungen und Aberkennung der bürgerlichen Rechte für Donauschwaben aus der Vojvodina ist ein Resultat von Repressalien und das müsste jedem Richter die Arbeit erleichtern, ein gerechtes und ziviles Urteil auszusprechen. Das hätte einen symbolischen Wert und das ist die Absicht der Nachkommen und nicht eine materielle Wiedergutmachung als Konsequenz – sagt Blaha.

Zoran Miletic, Professor i.R. und Germanist ist Sprecher für serbisch-deutsche Freundschaft. Er sagt, dass die Mehrheit der Donauschwaben in der Vojvodina ohne vorherige Einsichtnahme in ihr Verhalten während des Krieges hingerichtet wurde.

Meinungen einiger Bewohner von Hodschag bezüglich der Rehabilitation von Donauschwaben:

Nikola Svilar: Man müsse den Menschen individuell betrachten und nicht kollektiv oder nach der Nationalität. Das soll für Deutsche, Serben und andere auf der Welt gelten.
Anja Vidjevic: Darüber spricht man in unserer Generation nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Es ist schon in Ordnung, dass die Donauschwaben hierher kommen und ihren Geburtsort besuchen.
Branko Prentovic: Das ist eine schwerwiegende Sache und betrifft nicht nur ein Zeitalter. Es ist gut, dass etwas endlich in Gang gesetzt wurde. Nun, besser jetzt als gar nicht.
Ilija Petrovic: Mir hat man im Krieg meinen Vater, meine Schwester und meinen Onkel ermordet. Ich hasse die Deutschen nicht, denn mit den Verbrechen Einzelner soll nicht ein ganzes Volk belastet werden.

Buch über die Bewohner von Hodschag

Peter Blaha bringt mehrmals im Jahr humanitäre Hilfe nach Hodschag. Er ist mit einer Serbin verheiratet. In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war er einer der populärsten Fußballer der Vereines “Tekstilnica”. Von ihm kam die Initiative, dass an dem Ort, wo die Donauschwaben aus Hodschag ermordet wurden, ein Denkmal aufgestellt wird. Er schrieb ein Buch über die Bewohner von Hodschag. Dieses erschien in serbischer und deutscher Sprache.

2010-04-30