17. Juni 2011: Gedenkkreuz für Massaker von Filipova

Im Herbst 1944 führten Titos Partisanen in der Voivodina im Zuge der “Aktion Intelligenzija” grausame politische und ethnische Säuberungen durch, von denen auch die Donauschwaben betroffen waren. Der Blutige Herbst kostete allein im Banat und Syrmien 5000 und in der Batschka 2000 Donauschwaben das Leben. Am 25. November 1944 wurden in der Ortschaft Filipova alle 212 männlichen Bewohner ab dem 16. Lebensjahr ohne Schuldnachweis ermordet. Ort des Geschehens: eine Wiese außerhalb von Filipova.

Jahrzehntelang wurde dieses Massaker in der kommunistischen Ära verschwiegen. Das grausame Morden wurde mit billigen Floskeln aus dem antifaschistischen Sprachschatz: “Das waren allesamt Faschisten” gerechtfertigt. Seit dem Zerfall Jugoslawiens und dem Ende der kommunistischen Herrschaft in Serbien beginnt man in der serbischen, kroatischen und slowenischen Öffentlichkeit über die Verbrechen des Tito-Regimes zu sprechen. Es werden Gedenkkreuze errichtet und aus Scham vor den unschuldigen Opfern zur Versöhnung aufgerufen.

Am 17. Juni 2011 wurde auf der Wiese bei Filipova/Backi Gracac ein Gedenkkreuz eingeweiht. Eine Marmortafel mit den Namen der 212 Mordopfer erinnert an das Blutbad vom 25. November 1944. “Was ich euch jetzt sage, das kann ich in meinem Leben nie vergessen. Die meisten der Männer haben gebetet und das Kreuz gemacht, bevor sie erschossen wurden. Und wenn ein Vater und Sohn dabei waren, dann hat der Vater dem Sohn ein Kreuz auf die Stirn gemacht, ehe sie erschossen worden sind”, erzählte 1946 ein Zeitzeuge aus Pivnice der Ordensschwester Lea Helfert.

Gedenkkreuz Filipova
Foto: DAG - Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft

Der feierlichen Einweihung wohnten zahlreiche Persönlichkeiten aus dem politischen, diplomatischen und kirchlichen Leben bei. Sandor Egeresi, Präsident des Parlaments der Autonomen Provinz Voivodina, meinte, dass “die Achtung vor den unschuldigen Opfer Bürger verschiedener Nationalitäten” zusammengeführt hat und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Erinnerung an das multinationale Zusammenleben in der Voivodina “den Dialog und die Versöhnung” positiv begleiten werde. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, selbst vertriebener Donauschwabe aus Filipova, sprach in seiner Festandacht vom “Kreuz als Zeichen des Martyriums der Vorfahren” und unterstrich die Kraft des Kreuzes als Symbol der Auferstehung und für die Überwindung des Todes. Prälat Josef Eichinger aus Niederösterreich (auch er ist Donauschwabe) erinnerte daran, dass die meisten Männer noch vor der Hinrichtung “gebetet und das Kreuz gemacht” hatten. Zollitschs 16-jähriger Bruder Josef gehörte zu den Mordopfern. “In unseren Ohren hallen immer noch die Schüsse von jenem 25. November 1944”, erklärte Zollitsch, der gemeinsam mit den anderen Überlebenden “ein Menschenleben lang” auf diesen Tag gewartet habe. Für den Bürgermeister aus Odzaci/Hodschag, Pedrag Cvetanović, ist es zwar nicht möglich, die “Ströme der Geschichte” zu ändern, man kann aber mit dieser Gedenkstätte den unschuldigen Opfern “die Ehre wieder zurückgeben.”

Zu den weiteren Gästen zählten Erzbischof Orlando Antonini, Apostolischer Nuntius in Belgrad, Monsignor Stanislav Hočevar, Erzbischof von Serbien, der orthodoxe Bischof Irinej Bulović, die beiden katholischen Bischöfe Pénzes János (Subotica/Maria Theresiopel) und Horvát (Betschkerek), der deutsche Botschafter Wolfram Maas, Nikolaus Keller vom österreichischen Kulturforum in Belgrad, László Mandler, Präsident des Nationalrats der deutschen Minderheit in Serbien und Alexander May, Vizepräsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben.

Der Feier wohnten 400 bis 500 Besucher aus dem In- und Ausland bei.

(Pressemitteilung der DAG – Donauschwäbische Arbeitsgemeinschaft)

2011-07-11