Musikerin Betty Quast besucht heimatverbliebene Donauschwaben

Sehr zufrieden zeigte sich die Münchner Musikerin Betty Quast mit dem Verlauf ihrer Tour Ende Januar/Anfang Februar 2012 durch Syrmien, Slawonien und die Batschka. Sie wurde auf ihren Konzerten in Dakovo, Essegg (Osijek), Vukovar und Sombor durch den Gesang von Thomas Moritz unterstützt. Organisiert wurden die Auftritte von den heimatverbliebenen Donauschwaben. In Kroatien war das die Deutsche Gemeinschaft in Essegg (Osijek): www.vdg.hr

Thomas Moritz und Betty Quast
Besondere Atmosphäre: Thomas Moritz und Betty Quast in der Evangelischen Pfarrkirche von Essegg (29. Januar 2012) - Foto: Darko Apel

Was das Konzert in der Batschka betrifft, so kam es kurzfristig zu einer Veränderung. Wegen des schlechten Wetters wurde der Termin in Maria Theresiopel (Subotica) abgesagt, dafür konnte durch die Vermittlung von Anton Beck ein Konzert in Sombor im dortigen “Haus der Versöhnung” bestritten werden. Beck ist der Vorsitzende der deutschen Minderheit im Bezirk Sombor und zudem Leiter des 2009 eingeweihten Hauses, das dem “Deutschen Humanitären Verein St. Gerhard/Sombor” für 99 Jahre von der Diözese Subotica zur Verfügung gestellt wurde.

Thomas Moritz und Betty Quast
Trotz starken Schneefalls kamen 50 Besucher zum Konzert in Sombor (2. Februar 2012) - Foto: Deutscher Humanitärer Verein St. Gerhard/Sombor

“Im Publikum waren viele ältere Leute, aber auch junge Nachkommen der Donauschwaben, die dort auch in den Vereinen aktiv sind; außerdem junge Menschen, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren, weil sie als Kinder in den 1990er Jahren in Österreich oder Deutschland untergebracht waren. In Ost-Kroatien gibt es eine große Gruppe dieser jungen Leute, die fließend Deutsch sprechen. Viele davon sind heute Deutsch-Lehrer oder Germanistik-Dozenten an der Universität von Osijek”, berichtete Betty Quast, über deren Auftritt in Essegg (Osijek) sogar das Kroatische Fernsehen HRT 1 (Hrvatska Radiotelevizija) in der Sendung “Prizma” (Samstag, 4. Februar 2012) berichtete. Außerdem wurden die beiden Musiker von einem lokalen Radiosender interviewt.

Hier der komplette Tourneebericht von Betty Quast:

Gut eine Woche waren Bandkollege Thomas Moritz und ich jetzt unterwegs auf Konzerttournee durch Kroatien und Serbien. Das sind Länder, die hierzulande eher wenig Beachtung finden, die aber absolut entdeckenswert sind, weil sie, wie ich finde, vergessene Schätze bergen, historisch sehr interessant sind, auch wenn man die jüngste Geschichte betrachtet. Organisiert hatten die Tournee Vereine der deutschsprachigen Minderheit der Donauschwaben, und so waren auch im Publikum viele ältere Angehörige der Minderheit vertreten, aber auch junge Leute. Gerade in dieser Gegend gibt es viele Menschen, sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren, weil sie als Kinder während des Krieges in den 1990er Jahren in Österreich oder Deutschland aufgewachsen sind.

Wir gastierten an vier verschiedenen Orten, zwei davon Kirchen, die ja ihre ganz besondere Atmosphäre haben – in der Bischofsstadt Đakovo, dort spielten wir in der Klosterkirche der Nonnen zum Heiligen Kreuz, einen Tag später in der Evangelischen Pfarrkirche von Osijek. Danach ging es nach Vukovar, wo wir im Club der Richter auftraten, und schließlich nach Sombor in Serbien. Ursprünglich war ja ein Auftritt in Subotica geplant, der dann aber kurzfristig vom Veranstalter wegen der Kältewelle abgesagt wurde. In Windeseile organisierte der deutsche Verein “St. Gerhard” innerhalb von 2 Tagen ein Konzert in Sombor, lud Gäste ein, verteilte Plakate in der Stadt und benachrichtigte die Medien. Die Resonanz war toll! Etwa 50 Leute kamen in den Vereinssaal, trotz des starken Schneefalls.

Zwischen den Konzertterminen war auch noch genug Zeit, um sich die Gegend genauer anzusehen. Ich war überrascht und begeistert von den vielen noch erhaltenen schönen alten Stadtensembles, besonders in Osijek und Sombor – Dinge die man bei uns leider nur noch recht selten findet! Daher kann ich nur sagen – Ost-Kroatien und die Vojvodina sind wirklich eine Reise wert, man kann dort viele sonst unbekannte Schönheit entdecken.

Nachdenklich stimmen die Spuren des Krieges, die man in Ost-Kroatien findet. In der Altstadt von Osijek beispielsweise sieht man immer noch Schäden von Granatsplittern an Gebäuden. Manche Gegenden außerhalb der Stadt sind noch vermint. Einen Tag verbrachten wir auch in Vukovar, wo der Krieg noch präsenter ist. Man findet dort noch viele Ruinen, daneben Neubauten, die architektonisch nicht immer so geglückt sind. Thomas und ich besuchten auch den Friedhof der Opfer von Belagerung und Fall Vukovars. Beeindruckend war die Geschichte einer Familie über die Flucht aus der eingeschlossenen Stadt nach Deutschland.

All dies war sehr interessant, die Menschen in Kroatien und Serbien waren sehr freundlich, wir erlebten eine große Gastfreundschaft, und ich möchte mich hier an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen beteiligten Veranstaltern bedanken!! Insbesondere zu erwähnen sind hier Darko Apel und Renata Trischler von der Deutschen Gemeinschaft in Osijek, Frau Dara Mayer aus Vukovar, sowie Anton Beck, Gabrijela Bogišić und ihr Team vom deutschen Verein “St. Gerhard” aus Sombor.

Mehr über das Konzert in Vukovar (Bericht und Fotos) auf der offiziellen Internetseite der Stadt unter: www.vukovar.hr/ostale-vijesti/uspjesan-koncert-u-organizaciji-udruge-nijemaca-i-austrijanaca-vukovar.html

Weitere Informationen über Betty Quast, zu deren großen Vorbildern der Minnesänger und bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters Walther von der Vogelweide (um 1170 – um 1230) zählt: www.bettyquast.wordpress.com

2012-02-10