Nachruf auf Prof. Dr. Zoran Žiletić (1933-2013)

Prof. Dr. Zoran Žiletić, ein großer Freund der Donauschwaben, starb am 15. Dezember 2013 in einem Krankenhaus in Belgrad. Die Donauschwäbische Kulturstiftung gedenkt seiner ob seines mutigen Einsatzes für unsere Volksgruppe mit Hochachtung. Ein Nachruf von Stefan Barth, 2. Vorsitzender der Donauschwäbischen Kulturstiftung.

Professor Dr. Zoran Žiletić wurde am 14. Oktober 1933 in Belgrad geboren. Dort erhielt er seine Primar- und Sekundär-Schulbildung, außerdem schloss er in seiner Heimatstadt das Germanistikstudium ab, ehe er als ordentlicher Professor an der Universität in Belgrad tätig war. Mehrmals war er Chef des Lehrstuhls für Germanistik. Von 1994-1995 wirkte er am Institut für Osteuropa an der Freien Universität Berlin, wo er ein Stipendium der Humboldt Stiftung für ein Projekt eigener Wahl bekommen hatte. Er unterrichtete die mittelalterliche deutsche Literatur, die Geschichte der deutschen Sprache mit der parallelen Grammatik deutscher Sprachen, die Wortbildung, die Phonologie der gegenwärtigen deutschen Sprache und die germanistische Linguistik des 20. Jahrhunderts. Er untersuchte die Wortbildung der deutschen Sprache, die Unterschiede der grammatikalischen Systeme in der gegenwärtigen deutschen und serbokroatischen Sprache, das Prinzip der rechnerischen Präsentation des Sprachkorpus, das Prinzip der Periodisierung der Sprachengeschichte, die Geschichte der kontrastiven Analyse der deutschen und serbokroatischen Sprache, die Geschichte der Besiedelung der Habsburger Wojwodina und die Geschichte der serbisch-donauschwäbischen und serbisch-deutschen Beziehungen im 20. Jahrhundert. 1998 wurde er auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand versetzt.

Zoran Žiletić
Prof. Ziletic bei seiner Ansprache im Juni 2011 anlässlich des Erinnerungstages der Heimatvertriebenen in Marchtrenk bei Linz - Foto: Monika Geier

Er war korrespondierendes Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Instituts für die deutsche Sprache in Mannheim, korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft für Südosteuropa in München, Vorstandsmitglied des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte in München, Mitglied des Wissenschaftsrates des Zentrums gegen Vertreibung in Wiesbaden, ordentliches Mitglied der Akademie für Wissenschaft und Kunst in Salzburg. Er war einer der Gründungsmitglieder der Gesellschaft für serbisch-deutsche Zusammenarbeit in Belgrad und ihr erster Vorsitzender. Er ist Träger des Verdienstordens am Band für besondere Verdienste für die serbisch-deutschen Beziehungen, der ihm 2001 vom Staatspräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Johannes Rau, verliehen wurde. 2007 bekam Prof. Žiletić die Verdienstnadel in Gold des Verbandes der Donauschwaben in den USA. Am 11. Juni 2011 erhielt er eine der höchsten Auszeichnungen, die das Land Österreich im kulturellen Bereich zu vergeben hat: Das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, verliehen vom Bundespräsidenten Fischer, überreicht vom oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Pühringer. Er wurde gleichzeitig mit der goldenen Verdienstmedaille der Landsmannschaft der Donauschwaben Oberösterreichs ausgezeichnet.

Der Verstorbene schrieb einmal bescheiden: “Ob ich eine Kapazität bin, so wie ich diese Kategorie verstehe, bin ich mir nicht sicher. Ich habe mich mit dem Vojvodiner Schwabentum nämlich nur gewissermaßen leidenschaftlich befasst, mehr nicht.” Mit Prof. Zoran Žiletić habe ich mich mehrmals bei privaten Treffen von Journalisten und Künstlern in Serbien getroffen und unterhalten. Gespräche mit ihm waren stets epochal und lehrreich. Sein schärfstes Werkzeug war das geschriebene und gesprochene Wort, mit dem er sich gegen die Ungerechtigkeiten, die den Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg widerfahren sind, auseinandersetzte. In zahlreichen Artikeln, Leserbriefen, Vorträgen und Diskussionen mischte er sich in die aktuelle Politik in Serbien ein und versuchte die falsche Geschichtsschreibung und Vorurteile, die über Deutsche verbreitet wurden, zu entkräften. Dabei sorgte er in den Auseinandersetzungen für eine klare, deutliche und direkte Sprache.

Ein wacher kritischer Geist ist von uns gegangen. Seine Spuren werden gleichermaßen in die serbische und die donauschwäbische Geschichte eingehen.

Mehr über Prof. Dr. Zoran Ziletic:
Zoran Ziletic: Ausgeglichener Geist und Tabu-Brecher
Oberösterreich: Erinnerungstag der Heimatvertriebenen (11.6.11)

2013-12-28