Ansiedlungsmuseum in Apatin? - Symposium in Sombor (29. 3. 2014)

Wie schon im Jahre 2010 veranstaltete der Landesverband Bayern der Landsmannschaft der Donauschwaben am 29. März 2014 in Sombor (Batschka/Vojvodina/Serbien) ein kommunalpolitisches Symposium - diesmal in Zusammenarbeit mit der Hanns-Seidel-Stiftung, Außenstelle Belgrad, sowie mit der Stadt Sombor.

Die vorgesehenen Themen waren offenkundig gut gewählt, denn der Landesvorsitzende der Donauschwaben, Hermann Schuster, konnte erfreulicherweise 65 Teilnehmer, unter ihnen zahlreiche Bürgermeister bzw. Gemeindevertreter aus nahezu allen 45 Gemeinden der Vojvodina, begrüßen – nicht zuletzt den Präsidenten für überregionale Zusammenarbeit und lokale Selbstverwaltung der Autonomen Provinz Vojvodina, Branislav Bugarski, der schon tags zuvor die deutsche Delegation sowie Vertreter der Hanns-Seidel-Stiftung in seinem Amtssitz in Neusatz (Novi Sad) empfangen hatte, ferner den Minister für Wirtschaft und Landesentwicklung der Autonomen  Provinz Vojvodina, Miroslav Vasin, und den Oberbürgermeister der Stadt Sombor, Nemanja Delić.

In seinem Grußwort stellte der Oberbürgermeister vor allem das gute und vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Stadt Sombor und der deutschen Minderheit heraus und verwies darauf, dass es für die Stadt eine Selbstverständlichkeit gewesen sei, für diese sehr wichtige Veranstaltung einen Beitrag zu leisten. Der Minister der Autonomen Provinz Vojvodina bedankte sich in einwandfreiem Deutsch ganz herzlich bei der Landsmannschaft der Donauschwaben für die Ausrichtung dieser Veranstaltung und erklärte, dass es gerade in der jetzigen Phase der Annäherung Serbiens an die EU notwendig sei, Einblicke in das “Innenleben” und in die Strukturen der Europäischen Union zu bekommen, um damit Vergleiche mit den vor Ort vorhandenen Verhältnissen anstellen zu können. Der Leiter der Außenstelle der Hanns-Seidel-Stiftung in Belgrad, Lutz Kober, nahm die Gelegenheit wahr, auf die vielfältigen Aktivitäten der Hanns-Seidel-Stiftung in Serbien und Kroatien hinzuweisen. Auch der Bürgermeister von Apatin, Dr. Smiljanic, nutzte die Gelegenheit zu einem Grußwort und eröffnete den Teilnehmern, dass die Gemeinde Apatin beabsichtige, ein Museum einzurichten, in welchem die Ansiedlung der deutschen Kolonisten in der Vojvodina dargestellt werden solle.

In seinem Einführungsreferat wies Schuster auf das über 300-jährige Wirken der Donauschwaben hin und stellte fest, dass die kulturellen Werte und die wirtschaftlichen Errungenschaften in diesem Land sowie die ans Mark gegangenen gegenseitigen Verletzungen ein Stück gemeinsamer Geschichte seien. Niemand komme von seiner Geschichte los, man mag das einfach hinnehmen oder zu einem positiven Erlebnis werden lassen. Die Donauschwaben hätten sich für letzteres entschieden. Dies sei der Grund dafür, dass die Donauschwaben in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu den Gräbern ihrer Vorfahren und zu den Mahnmalen für ihre ermordeten Landsleute kämen. Und dies sei letztlich auch der Grund dafür, dass die Landsmannschaft der Donauschwaben diese Veranstaltung hier in Sombor durchführe und damit dokumentiere, dass die Donauschwaben die ihnen aus ihrer Geschichte erwachsene Verantwortung für dieses Land wahrnehmen.

Walter Föllmer, Tatjana Karg, Hermann Schuster, Miroslav Vasin Symposium in Sombor (von links): Walter Föllmer (Landesgeschäftsführer des BdV, Bayern), Tatjana Karg (Übersetzerin), Hermann Schuster (Landesvorsitzender Bayern der Landsmannschaft der Donauschwaben), Miroslav Vasin (Minister für Wirtschaft und Landesentwicklung der Autonomen Provinz Vojvodina)
Foto: Landsmannschaft der Donauschwaben, Landesverband Bayern

Das von Walter Föllmer, Landesgeschäftsführer des BdV (Bund der Vertriebenen) Bayern, Jurist und langjähriger Kommunal- und Europapolitiker, vorbereitete erste Referat behandelte die Stellung der Regionen in der Europäischen Union und begeisterte besonders die aus Neusatz (Novi Sad) angereisten Mitglieder des Provinzparlaments.

Im zweiten Referat zeigte der Landesvorsitzende der Donauschwaben, Hermann Schuster, die Grundzüge des Föderalismus und der Subsidiarität auf und stellte dabei fest, dass sich der Staatsaufbau von unten nach oben – wie er beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland vorhanden ist – und die Aufgabenzuordnung an die jeweiligen staatlichen Ebenen über Jahrzehnte bewährt hat und vor allem den Kommunen ein breites Spektrum an eigenen Gestaltungsmöglichkeiten sicherstellt. Nach einer Diskussionsrunde wurde in der Mensa des nahen Gymnasiums das Mittagessen eingenommen; dort wurde dann auch der zweite Teil der Veranstaltung durchgeführt.

Föllmer berichtete darüber, wie in Bayern die Kommunale Finanzhoheit praktiziert wird, anschließend zeigte Schuster in seinem Referat auf, welche Instrumentarien eine bayerische Gemeinde mit ihrer Planungshoheit zur Verfügung hat, um die gemeindliche Entwicklung selbst ordnungsgemäß steuern zu können. Im Vorfeld waren für alle Referate Kurztexte in serbischer Sprache, Karten, Graphiken und Diagramme vorbereitet worden, welche zu den jeweiligen Ausführungen gut sichtbar für alle Teilnehmer mittels Beamer projiziert wurden. An die Vorträge schloss sich jeweils eine rege Diskussion an, bei der besonders Fragen der praktischen Abwicklung diskutiert wurden.

“Nicht nur lokale Fernsehstationen und Presseorgane berichteten über das Symposium sehr positiv und umfangreich, auch das serbische Staatsfernsehen hat zur besten Sendezeit einen eindrucksvollen Beitrag darüber gesendet. Für mich war wichtig, dass diese Veranstaltung besonders für die deutsche Minderheit in Serbien eine gute Werbung war und den Donauschwaben selbst zu einem guten Ansehen verhalf”, erklärte Schuster.

2014-04-18