Danubiana Carpathica: Gruppenbewusstsein in Südosteuropa

“Historische Regionen und ethnisches Gruppenbewusstsein in Ostmittel- und Südosteuropa” –so lautet der Titel von Band 3/4 des Jahrbuchs für Geschichte und Kultur in den deutschen Siedlungsgebieten Südosteuropas, das in der Reihe “Danubia Carpathica” 2010 erschienen ist. Herausgegeben wurde dieser Doppelband im Auftrag der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa, des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München.

Dem ersten Kapitel “Grenzen und Grenzregionen” sind sechs Aufsätze gewidmet, darunter der Beitrag von Walter Tonta “Grenzen wandern. Zum Wandel der Raumordnung in der Banater Gemeinde Hatzfeld nach dem Ersten Weltkrieg”. Hatzfeld, der Heimatort des berühmten donauschwäbischen Malers Stefan Jäger (1877-1962), gehörte bis 1924 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenien, ehe er nach einer Grenzkorrektur im April 1924 Rumänien zugeschlagen wurde. So oder so befand sich Hatzfeld nun in die Lage eines Grenzortes versetzt – eine völlig neue Situation.

Zum zweiten Themenschwerpunkt “Gruppenbildung in neuzeitlichen Kolonisationsräumen” berichtet Norbert Spannenberger über “Ethnische und konfessionelle Identität deutscher Siedler Transdanubiens im 18. Jahrhundert”. Die gleiche Region hat Karl-Peter Krauss im Blick, wenn er “Wirtschaftliche und demographische Verdrängungsprozesse in Südtransdanubien im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert” untersucht. Dabei konzentriert sich der Wissenschaftler des Tübinger Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde auf die Herrschaft Boly. Die dort gewonnenen Erkenntnisse lassen sich nicht ungeprüft auf alle Grundherrschaften und die Kameralgebiete übertragen, dennoch geben sie einen hervorragenden Einblick in das “Phänomen schleichender ethnisch-wirtschaftlicher Verdrängungsprozesse” (Krauss). Betrachtungen zu “Identitäten im regionalen und nationalstaatlichen Raum” (drittes Kapitel) sowie “Interkulturelle und literarische Räume” (viertes Kapitel) runden den Doppelband ab.

Bibliographische Daten
Jahrbuch “Danubiana Carpathica”: Historische Regionen und ethnisches Gruppenbewusstsein in Ostmittel- und Südosteuropa. Band 3/4.- München 2010. R. Oldenbourg Verlag. 576 Seiten, 63 Abbildungen.

Das Jahrbuch ist über den Oldenbourg Verlag München zum Preis von 79,80 Euro zu beziehen.
Das Jahrbuch “Danubiana Carpathica” setzt das “Südostdeutsche Archiv” 1 (1957) – 47 (2004) fort.

In der Reihe “Danubiana Carpathica” sind bislang erschienen:
Band 1 (48), 2007: Deutschsprachige Universitäten in ihrer Wirkung auf Südosteuropa 1850-1940. 412 Seiten, 9 Abbildungen.
Band 2 (49), 2008: München – Budapest, Ungarn – Bayern. Festschrift zum 850. Jubiläum der Stadt München. 397 Seiten, 106 Abbildungen.

2011-08-08